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Der neue IC2 der Bahn

27.03.2016 | Allgemein, ÖPNV | 0 Kommentare

Ich habe das große Glück (oder Pech) regelmäßig mit dem InterCity der Deutschen Bahn fahren zu dürfen. In der Vergangenheit geschah dies mit den gemütlichen, alten Wagen der Bahn, gefühlt aus den 70er-Jahren. Der Charme der gemütlichen Urlaubsreise machte sich dabei breit.

Seit 21.03. fährt auf meiner Strecke nun der neue IC2. Eine große Überraschung, denn zwischenzeitlich gab es auch mal die Ankündigung, das es vor dem Jahreswechsel auf der Strecke Koblenz – Norddeich Mole nichts werden würde, da es ein paar Probleme mit der ruhigen Fahrt gab. Dabei kursiert auch ein schönes YouTube-Video, dass das anschaulicher macht:

Trotzdem bin ich unvoreingenommen an die Sache ran- und reingegangen, denn immerhin konnte ich mir sicher sein: es ist alles neu! Und genau so roch es dann auch erstmal: Neu. Der allererste Eindruck war, dass der IC2 einfach nur ein Regionalexpress in weiß ist. Entsprechend sind die großen Eingangstüren schon als selbstverständlich wahrgenommen worden, wo es im Vergleich zum alten IC eine Verbesserung ist.

Regionalexpress in weiß? Wirklich? Mehr nicht?

Natürlich ist das eine provokative Aussage. Der IC2 ist etwas mehr als nur ein Regionalexpress in einer anderen Farbe:

  • die Wandverkleidung ist aus Holz, statt aus Plastik
  • die Knöpfe für den Ein- und Ausstieg sind anders angebracht
  • die Türen öffnen und schließen mit einem Piepsignal, während die Stufe ausgefahren wird
  • es sind Monitore für die Fahrtinformation verbaut
  • es gibt Steckdosen an jedem Platz
  • es gibt einen „Gepäckschrank“ am Anfang / Ende und in der Mitte eines Wagens
  • es gibt ausklappbare Tische und Fußableger am Sitzplatz
  • es gibt digitale Sitzplatzreservierungsanzeigen
  • es gibt eine Anzeige der aktuellen Reisegeschwindigkeit
  • Teppich! Es gibt Teppich! Das macht das Fahrtgefühl ruhiger und angenehmer. Leider scheint die Reinigung des IC2 aber nicht so gut statt zu finden, wie im ICE, denn es ist immer dreckig.
  • Service am Platz. Das Boardbistro wurde zwar abgeschafft, aber dafür laufen im Zug Menschen mit Kaffee und Getränken und Snacks rum, die einen am Platz bedienen. Das ist Service, den ich sogar ganz gut finde. Auch, wenn ich ihn eher selten nutze.

Übernommen hat man allerdings vom Regionalexpress auch Dinge, die ich dort schon suboptimal fand:

  • die Gepäckablage über den Fahrgästen reicht gerade mal für eine Jacke oder eine Notebooktasche
  • die Fahrgastanzeige zeigt zwar den Fahrtverlauf an, ebenso wie abweichende Ankunftszeiten, aber leider ist das System starr und zeit nur die Anschlüße, die vorgesehen waren. Wenn man also eine halbe Stunde zu spät am Ziel ankommt, sind die meisten Züge in dieser Liste schon lange weg. Was nun aber wirklich als nächstes fährt, wird leider nicht verraten.
  • es gibt kein WLAN. Im ICE kommt man nicht damit nach, es nachzurüsten und im neuen IC2 gibt es einfach keines. Dafür brüstet man sich mit einem LTE-Repeater.  Bei einem 5-Gliedrigen-Zug übrigens auch nicht in allen Wagen. Meine Freudensprunge sind unaufhaltbar. Wer vergibt in der heutigen Zeit denn noch solche Aufträge. Ich verweise auch gerne nochmal auf den Artkel, das es weniger Vandalismus gibt, wenn WLAN vorhanden ist.
  • Die Jackenaufhängungen im oberen Stock sind bei zwei Sitzen zwischen den Menschen, die nebeneinander sitzen.
  • Ich bin etwas über zwei Meter groß: die Deckenhöhen sind zu niedrig, die Beinfreiheit zu knapp bemessen und ich benötige wegen meiner Beine zwei Sitzplätze. Erst recht, wenn ich den Tisch ausklappen mag, um das Notebook zu benutzen.

Ruhige Fahrt

Trotz der obigen Punkte: insgesamt gibt es ein ruhiges Fahrtgefühl und die Bahn kann froh sein, dass die Einführungsphase für mich in den Osterferien und ohne Halt in Düsseldorf statt fand, so dass der Zug sehr leer war. Sonst hätten sich die Nachteile in Sachen Platz sofort ausgewirkt und mir den IC2 noch schlechter dargestellt, als sowieso schon. Da werde ich mich wahrscheinlich schon noch früh genug dran stören.

Mein IC2-Fazit

Er ist neu, er riecht neu, ein paar Sachen sind ganz gut gelöst und Steckdosen im Zug sind heutzutage ja immer ein Grund zu kleiner Freude. Unterm Strich überwiegt aber das Gefühl, dass man in einem Regional-Express sitzt. Obendrein fährt er gefühlt auf den Strecken auch nicht schneller, als ein Regional-Express. Trotzdem ist der Ticket-Preis natürlich der eine Fernverkehrszuges und nicht der eines Regional-Express. Logisch, da er ja eine „schnellere“ Strecke fährt bzw. weniger Halte hat. Aber ein letztlich rundes Gefühl hat der IC2 bei mir nicht hinterlassen. Zumal einem das viele schaukeln echt nerven kann. Aber ich gebe ihm Zeit. Vielleicht schaukelt er sich letztlich dann ja doch noch in mein Herz ;)

Habt ihr schon den neuen IC2 gesehen und seid damit gefahren? Wie findet ihr ihn? Ist der Bahn ein guter Zug gelungen oder habt ihr auch Zweifel an dem Gefährt?

About Sebastian
Medieninteressierter Kölner mit einem Hang zum allen neueren, technischen Möglichkeiten mit einer großen Vorliebe zum Fortbewegen mit Bus, Straßenbahn und Bahn. Dies ist sein privater Blog, in dem er sich genau im Schwerpunkt  mit diesen großen Themenbereichen beschäftigt.

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  1. Der neue ICE3 – oder einmal generalüberholt wieder am Start – Medienman - […] und etwas zu kritisieren habe. Es gibt wieder mal einen neuen Zugtyp, mit dem ich fahren darf. Und nach meiner…

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