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Tonio – wie das Radio mit dem Internet verlinkt wird

12.01.2015 | Internet, Radio | 0 Kommentare

Durch das Medienmagazin von radioeins bin ich auf Tonio aufmerksam geworden. Tonio, eine App, die das Radio mit dem Internet verknüpfen soll. Es soll im wahrsten Sinne den „MissingLink“ zwischen den beiden Medien herstellen.

Ist es momentan doch nötig, genau hinzuhören, um zu erfahren, wohin man surfen soll, um ein bestimmtes Angebot im Internet wahrzunehmen. Alternativ wird auch oft angeboten, die Seite des Radiosenders aufzusuchen, um dann den entsprechenden Link zum Beitrag aufzurufen.

Wer das schon einmal gemacht hat, weiß, was die Tücken dabei sind: oft findet man den Text zu dem Beitrag, der gerade lief, nicht sofort auf der Homepage. Die Gefahr aus der Sicht des Senders für den Hörer ist, dass man relativ schnell genervt aufgibt mit dem Ergebnis, dass der Hörer keine Lust mehr hat, überhaupt Links zu Beiträgen auf der Homepage des Radiosenders rauszusuchen. Der  Sender liefert somit ein unschönes Hörerlebnis.

An dieser Stelle möchte Tonio beiden Seiten helfen.

Tonio hört mit und ruft auf

Tonio kann als App für iOS aus dem AppStore heruntergeladen werden und wie der Hörer selbst auch dem laufenden Programm akustisch folgen. Der Radiosender strahlt dabei ein für den Menschen nicht hörbares Signal aus, welches von der App wahrgenommen wird und die entsprechenden Informationen aufruft, die der Radiosender anzeigen möchte.

Laut den Informationen auf radioszene.de sollen verschiedenste Informationen dabei möglich sein, die angezeigt werden können: von Links zu Onlineshops über Untertitel zur aktuell laufenden Opernübertragung ist alles denkbar.

Meine Gedankengänge

Habe ich darauf gewartet?

Ne, eigentlich nicht. Und auch, wenn ich das Eingangsszenario mit den schwer auffindbaren Informationen brachte, habe ich meine Zweifel, ob man eine große Masse der Hörer davon überzeugt bekommt, sich die App runterzuladen. Auf der anderen Seite habe ich auch nie an den Erfolg von Tablets geglaubt und bin eines besseren überzeugt worden ;-)

Ist es praktisch?

Tatsächlich kann es sehr praktisch sein. Wenn ein Sender die Information entsprechend lange zur Verfügung stellt, so dass man gemütlich und ohne Hast die App öffnen kann und die Information speichern kann. Als problematisch sehe ich, dass das Radio häufig in Situationen genutzt wird, wo man nicht zwangsläufig die Möglichkeit hat, die App herauszukramen und kurz mitlaufen zulassen. Geschweige dann die Information zeitnah abzurufen. Als Beispiel seien hier Autofahrer oder Berufstätige (Kellner, Bauarbeiter…) genannt.

Praktischer wäre es wahrscheinlich dann für den Radiosender, eine Seite zu erstellen, die chronologisch alle Programminformationen der Redaktion auf eine mobile Seite stellt, die dann mit der App aufgerufen werden kann. Der Gedanke wäre also, dass die ganze Zeit der gleiche Link akustisch an die App übermittelt wird und die aufgerufene Seite ähnlich einer Musikplaylist die Programminformationen darstellt (ein Beispiel). Das könnte dann natürlich am Ende sogar eine mobile Website ganz ohne Tonio – und die sogar dann ohne Sofortzugzwang des Anwenders.

Wo liegen dann die Stärken?

Die Stärken liegen da wahrscheinlich wirklich in Programm-Simultanen Informationen. Die als Beispiel genannte Opensynchronisation finde ich zum Beispiel schön. Auch Live-Tortendiagramme bei Wahlen passend zum Ton sind sicher ein toller Mehrwert.

Statt einer Musikerkennung auch direkt einen Link zum aktuellen Kauf der laufenden Songs anzubieten halte ich für eine gute Idee – gerade bei Sendern, die seltene Musiktitel im Programm haben. Und mit Affiliate-Programmen lässt sich so vielleicht auch noch der ein oder andere Euro nebenbei verdienen.

Ausprobieren und experimentieren?

Wenn ich ein Entscheider in dem Sektor wäre, würde ich sagen: ja, wenn die Lizenzkosten nicht zu hoch sind. Ein weiteres, wichtiges Kriterium wäre die App auch für Android-Smartphones verfügbar zu machen. Sonst schließt man einfach zu viele aus. Android ist das weiter verbreitete System. Das sollte zum richtigen Marktstart auf jeden Fall unterstützt werden, sonst ist das Experiment schon gescheitert, bevor es begonnen hat. Zum Zeitpunkt dieses Posts war eine Android-Version angekündigt worden (für Ende Dezember), aber noch nicht erschienen (Artikelstand: 29.12.2014).

Einen Zweifel habe ich noch….

Sowohl im Beispiel bei YouTube, als auch bei radioszene.de klingt die Stimme, die während des Audiodokumentes zu hören ist, etwas blechern und mit einem leichten Echo versehen. Ich hoffe, dass es sich dabei nicht um einen Nebeneffekt des nicht-hörbaren Tonio-Sendesignals handelt, sondern einfach um ein mir nicht-gefallendes Soundprocessing. Sonst müsste man auf jeden Fall noch ein wenig daran feilen und es versuchen zu optimieren, denn ein schlechterer Klang des Audios sollte auf jeden Fall am Ende nicht das Ergebnis sein – dafür ist das eigentliche Sendesignal zu wichtig.

Und jetzt freue ich mich, wenn es bald bei einem Sender irgendwann mal live umgesetzt wird. Es könnte ganz spannend werden, was die Umsetzungsmöglichkeiten angeht.

 

Wie ist denn deine Meinung dazu? Kann man das Radio so mit einem weiteren, sinnvollen Dienst ausstatten? Und welche Möglichkeiten bieten sich mit so einem Dienst? Oder müsste es in eine ganz andere Richtung gehen? Ich freue mich über Kommentare in den Kommentaren.

About Sebastian
Medieninteressierter Kölner mit einem Hang zum allen neueren, technischen Möglichkeiten mit einer großen Vorliebe zum Fortbewegen mit Bus, Straßenbahn und Bahn. Dies ist sein privater Blog, in dem er sich genau im Schwerpunkt  mit diesen großen Themenbereichen beschäftigt.

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