Es gibt ein Phänomen, von dem ich bisher dachte, dass es nur Köln betrifft. Inzwischen weiß ich aber auch, dass dieses Problem in anderen Städten durchaus üblich ist, allerdings unterschiedlich stark ausgeprägt. In Köln nennt sich das Problem die „KVB-Minute“. Die ist im Alltag beim Nutzen von Bus und Bahn der KVB so prominent, dass sogar die KVB selbst schon über dieses Problem berichtete.
Gemeint ist damit die Zeitanzeige an den Haltestellen, die angibt, wann die Bahn abfährt. Während man bei einer normalen Uhr immer genau weiß, wie lange eine Minute geht und wann entpreschend der Minutenanzeiger einen weiter geht, kommt es an den Haltestellen oft vor, dass hier eine eigenwillige Minutentaktung vorliegt. So kann es schon mal vorkommen, dass die Bahn, die in einer Minute kommen soll, dafür 3 Minuten braucht.
Die Ursache für dieses Problem ist schnell ausgemacht: Geht doch das Programm hinter dem Anzeiger davon aus, dass die Bahn optimale Bedienungen hat, sofort grün bekommt und andere Verkehrsteilnehmer wahlweise nicht existieren oder nicht im Weg stehen. Das ist natürlich gerade im Berufsverkehr eher optimistisch. Auch längere Ein- und Ausstiegszeiten können hier für etwas Verzögerung sorgen. Die Anzeige kann also nur ein Richtwert sein. Dummerweise kann man sowas zeitlich nie immer berücksichtigen. Gedanklich hätte ich eine Alternative, die aber für den Alltag weniger hilfreich im Nutzen ist: statt der Minuten gibt man einfach den Fahrtweg wieder, den der Bus oder die Bahn noch bis zur Haltestelle zurücklegen muss, um da zu sein.
Der Vorteil ist klar: jeder kann nachvollziehen, dass Bus oder Bahn mal stehen und nicht weiter kommen, weil zum Beispiel die Ampel rot ist. Entsprechend signalisiert der Anzeiger den Stillstand. Sobald sie fährt – und wenn auch nur langsam – sieht man, dass sich die Bahn fortbewegt. Man bekommt also das Gefühl, dass die Bahn näher kommt und sich etwas tut. Das kann der Minutenanzeiger nicht. Der springt nur weiter, wenn das Verkehrsmittel in einem neuen Abschnitt angekommen ist.
Diese Art hat aber auch natürlich Nachteile
Der Nutzwert von der Entfernung ist im Vergleich zur Minutenanzeige relativ gering. Zeitangaben haben wir im Alltag die ganze Zeit und können uns etwas unter „3 Minuten“ vorstellen. 500 Meter sind schwer zu greifen und auch noch von Haltestelle zu Haltstelle unterschiedlich einzuschätzen. Im U-Bahn-Netz sind 500 Meter eine Haltestelle, beim Bus vielleicht sogar zwei. Bei freier Strecke geht es schnell, bei Stau langsam. Und dann haben wir noch nicht mal geklärt, wie solche Informationen eigentlich schnell und in Echtzeit von der Bahn oder dem Bus zur Haltestelle kommen. Denn wenn die Verzögerung zu groß ist, dann steht u.U. an der Haltestelle noch die Info, dass der Bus noch 100 Meter entfernt ist, obwohl schon längst Fahrgäste ein- oder aussteigen.
Eine Lösung für das Problem kenne ich nicht, auch wenn es mich selbst manchmal trotz allem Verständnis nervt. Die zuverlässigste Alternative wäre wahrscheinlich gar keinen Anzeiger zu haben. Aber das kann wirklich nicht die Lösung sein. Dann lebe ich lieber mit nicht richtigen Minuten, als gar keine Info über den Ort des Zuges zu haben. So gesehen sind Zeitangaben wie die „KVB-Minute“ und ähnliche doch gar nicht so schlecht.
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