Mastodon
Ein Foto von der Verpackung von Amazons Echo Dot und dem Echo Dot selbst.

Amazon Alexa ausprobiert und getestet

05.03.2017 | Digital, Internet, Sprachassistenten, ÖPNV | 0 Kommentare

Es gibt ein Spielzeug, dass schon seit einiger Zeit auf dem Markt ist nun seit einigen Wochen auch für die breite Öffentlichkeit bei Amazon erworben werden kann. Alexa in Form von „Amazon Echo Dot“ oder „Amazon Echo“. Amazon schickt sich damit an, der erste große Anbieter auf dem deutschen Markt zu sein, der die Sprachsteuerung für eine breite Masse verfügbar machen möchte. Die Preisspanne für die Geräte mit integriertem Lautsprecher bewegen sich dabei zwischen 60 € und 180 €, je nach Variante. Ich habe das Ding ein wenig an seine Grenzen gebracht und möchte euch meine Erfahrungen nicht vorenthalten.

Disclaimer: Ich muss persönlich gestehen, dass ich aufgrund der guten Erfahrungen mit „Google Now“ unter Android einen entsprechenden Erfahrungsschatz in Sachen Sprachsteuerung habe und diesen auch oft an Amazons Alexa anlege. Das Vorab als Info.

Das Paket ist da!

Morgens bestellt, Abends da. So ist das mit dem Prime-Versand und der funktioniert natürlich erst Recht für die Produkte von Amazon selbst. Die App für Alexa habe ich schon vorher heruntergeladen und konnte so schon sehen, dass der „Echo Dot“ bereits meinem Konto zugewiesen wurde, bevor ich ihn in den Händen halte. Das anschließen ging dann auch schnell, denn mitgeliefert wird neben dem „Echo Dot“ nur die Stromversorgung und ein paar Faltblättchen zur Erklärung. Sobald es dann Strom hat, muss man mit Hilfe der App dem Dot sagen, wie das WLAN heißt und kann ihn so mit dem WLAN verbinden. Und schon kann es auch los gehen. Die ersten Fragen sind einfach: „Wieviel Uhr ist es?“, „Spiele Musik von Nickelback“, „Spiele Radio Köln“. Das alles funktionierte und zum Teil kamen die Musik und Daten auch überraschend schnell.

The app is the key

Die Alexa-App ist auch nach der Einrichtung das wichtigste Instrument, um die Alexa bzw. die Echos zu steuern und einzustellen. Hier kann man festlegen, an welchem Standort man sich befindet, damit das Wetter auch stimmt oder auf welche Signalwort Alexa reagieren soll. Neben „Alexa“ gibt es auch „Amazon“, „Echo“ und für alle StarTreck-Fans „Computer“ als Aktivierungswörter. Außerdem kann man über die App am einfachsten zusätzliche Skills aktivieren. Die Skills sind Erweiterungen, mit denen Alexa zusätzliche Funktionen erhält, die von Firmen oder anderen Nutzern programmiert wurden. Diese können nach der Aktivierung ebenso gleichberechtigt genutzt und angesprochen werden. Mit dabei ist zum Beispiel die Deutsche Bahn mit der Fahrplanauskunft oder der Radioplayer mit der Möglichkeit, sich die deutschen Radiosender anzuhören. Damit zeigt sich schon die große Flexibilität des Systems, die sicher auch einen Teil der Popularität ausmacht.

In der App kann man dann auch mit verschiedenen Diensten eine Verknüpfung zur Alexa herstellen. Zum Beispiel zu Spotify, damit die Playlisten von Spotify auch bei Alexa abgespielt werden können. Oder zu Google Calendar, damit man sich die aktuellen Termine vorlesen lassen und eintragen lassen kann. Außerdem findet man hier auch die ToDo-Liste und die Einkaufsliste wieder. Denn diese kann man per Sprache pflegen und so nach und nach mit Aufgaben bzw. Einkäufen füllen. Aber gerade die Einkaufsliste benötigt man eher unterwegs und kann sie so unterwegs sehen. Mehr dazu später.

Alles mit Amazon verknüpft

Die ganze Zeit ist der Echo mit Amazon und dem eigenen Konto verknüpft. So ist es möglich, dass man in der App sich nochmal anzeigen lassen kann, was man gesagt hat, was Alexa verstanden hat und ob das richtig verstanden wurde, bzw. die richtige Aktion ausgeführt wurde. Man kann sich auch anhören, wie die Sprachdatei klingt, also das, was man gesagt hat, mit den Ohren des Echo. Spätestens hier wird einem nochmal bewusst, dass alle Daten in der Cloud bei Amazon liegen. Man kann sie allerdings nachträglich einzeln oder auch alle löschen.

Auf in die Praxis – Jetzt wird ein Termin mit Alexa erstellt

Ich fahre auf eine zweitägige Reise. Die hatte ich noch gar nicht in den Kalender eingetragen. Das sollte ich mal nachholen. Also sage ich: „Alexa, trage einen ganztägigen Termin für den 29. und 30. März ein“. Als Antwort erhalte ich, dass ich bitte sagen soll, an welchem Tag der Termin ist. Von den beiden Tagen wird nur der erste „wahrgenommen“ und es wird nach der Zeit gefragt. Ich sage „ganztätig“, was verstanden wurde. Dann noch den Titel genannt und dann war der Eintrag drin. Zwei Tage auf einmal ist also noch zu schwer, also versuche ich es einfacher: „Alexa, trage einen ganztägigen Termin für den 30. März ein“. Sie fragt wieder nach dem Tag und nach der Uhrzeit. Leider kann man also noch nicht mehrere Anweisungen miteinander verknüpfen, sondern muss relativ starr durch ein „Menü“. Ich habe es oben schon angekündigt, dass ich sowas sagen werde, aber: das kann „Google Now“ deutlich besser, denn der kann ich den ganzen Termin vor die Füße knallen. In einem Satz. Und sie trägt das ein. Aber mit Alexa hat es auch geklappt. Nur es war deutliche anstrengender. Das nächste Mal mache ich es entweder, in dem ich es selber eintrage oder mit „Google Now“. Das wirkt weniger anstrengend.

Ich habe da eine Frage an Alexa

Alexa kann auch Fragen beantworten. Ganz allgemeine Fragen aus dem Alltag. Und das sollte man hier wörtlich nehmen. Spezielle Fragen sind noch nicht so ihr Ding. Das fällt in mehrfacher Hinsicht auf. Sie kann viele Fragen, die man ihr stellt einfach noch nicht beantworten. Wahrscheinlich fehlt ihr hierfür einfach der Hintergrund. Auch Anschlußfragen beherrscht sie nicht. Wenn ich also frage, wer Angela Merke ist und sie danach Frage, wie alt sie ist, dann fragt sie mich, auf wen sich meine Frage bezieht. Sie kann also den Kontext noch nicht erkennen. In beiden Fällen bin ich von Google deutlich bessere Ergebnisse gewohnt. Als Wissensmaschine ist sie so von meinem Gefühl her nur mittelmäßig.

Alexas Stärken liegen auf anderen Feldern

Worin Alexa wirklich gut ist, sind die Themen SmartHome und „Menscheln“. SmartHome ist die Möglichkeit über Geräte, die sich im gleichen Netz befinden, diese zu steuern. Man kann also Licht in bestimmten Räumen ein oder ausschalten, dimmen oder die Raumtemperatur einstellen. Das ist im Bereich der Nützlichkeit sehr weit oben. Ich habe dafür zuhause leider nur Alexa inkompatible Geräte, da ich Chomecasts und einen Raspberry nutze. Beide werden von Alexa so erstmal nicht unterstützt.
Ein deutliches Plus sind die Reaktionen auf Fragen wie „Erzähl einen Witz“ oder persönliche Fragen über Alexa. Sie wirkt menschlicher als Siri, kommt aber nicht ganz an Microsofts Cortana in Windows und WindowsPhone ran. Da hat Microsoft die Nase vorn. Gegenüber der androiden Frau Google, die überhaupt keine menschliche Regung und Emotion auslösen kann, sondern wirklich rein faktisch ist.

Auf in die nächste Praxis: der Einkaufszettel

Das wirklich schöne und praktische Feature ist der Einkaufszettel. Kann man doch so einfach sagen, dass man noch etwas braucht und sich so auf den Einkaufszettel schreiben lässt. Vor allem bei Dingen, die einem zwischendurch einfallen ist das sehr nützlich. In den seltensten Fällen schreibe ich mir sowas direkt auf und habe es dann häufiger vergessen, wenn ich mir wieder einen Einkaufszettel mache. Mit diesem Feature wird das nun deutlich einfacher. Aber es hat leider einen Hacken: die Alexa-App. Die Einkaufsliste lässt sich aufsagen (wenn auch nur die letzten 5 Artikel, die man drauf gesetzt hat) und eben in der App anzeigen. Gut ist, dass man das, was man schon in den Einkaufswagen gelegt hat, einfach abhacken kann. So behält man den Überblick. Wenn man allerdings das Handy einmal ausgemacht hat und wieder in den Einkaufszettel schauen will, muss man die App neu starten, sie loggt sich neu ein, man muss in den Einstellungen den Einkaufszettel raussuchen und sieht dann erst, was man noch einkaufen wollte bzw. kann dann erst wieder abhacken. Das ist dann schon wieder lästig und keine Verbesserung. Ich habe vorher Einkaufszettel in Wunderlist und in Google Keep bearbeitet, die an dieser Stelle deutlich einfacher und schneller in der Handhabung waren. Hier hat Amazon noch potential für Verbesserungen. So ist es für mich nicht praktisch und ich werde nur kleine Einkäufe darüber verwalten, um sie dann beim großen Wocheneinkauf auf meine eigentliche Einkaufsliste zu übertragen. In dieser Praxis gilt für mich also: guter Ansatz, aber bitte macht das noch schön und gut zu bedienend.

Unabsichtlich komisch

Bei allen Tests fällt auch immer wieder auf, dass das Sprachmodul manchmal etwas emotionslos ist und Dinge falsch betont, was dann zu sprachlichen schmunzlern führt. Wenn zum Beispiel bei Rezepten in der Kategorie von „Pizza, Pasta, Ohlala“ die Rede ist, was grundsätzlich sehr emotional klingt und das ganz eher im Roboterton daher kommt, dann klingt es schon unfreiwillig komisch. Auch Wörter wie „Tohuwabohu“ klingen sehr lustig, wenn es dazu kommt, dass sie ausgesprochen werden müssen.

Alexa mag mich einfach nicht verstehen!

"Alexa, setze Kaffeefilter auf die Einkaufsliste" - erzeugt "Setze kaffeefilter" :-)

„Alexa, setze Kaffeefilter auf die Einkaufsliste“ – erzeugt „Setze kaffeefilter“ :-)

Erstaunlich ist, aus welcher Entfernung Echo noch reagiert und versucht, die Sprachbefehle zu erkennen. Allerdings führt das auch nicht selten dazu, dass sie gar nichts versteht oder auf die Anweisung, die eben noch funktioniert hat auf einmal keine Antwort mehr geben kann. Wenn man sich hinterher die Aufnahme in der App anhört, die vom Sprachkommando gemacht wurde, erkennt man selbst den Grund: die Hintergrundgeräusche waren zu laut oder der Hall so stark, dass es ein Wunder wäre, wenn man das versteht. Ein anderes Problem kann das Signal sein, dass man einschalten kann, sobald sie reagiert. Was eigentlich eine Orientierung bieten soll, dass Alexa auf das Aktionswort „Alexa“ reagiert hat, kann dann auf einmal das Verständnis des Sprachbefehls stören, wenn man schon angefangen hat, Echo zu sagen, was man möchte.

Fazit Anfang März 2017

Mit Amazon Echo hat man aktuell auf dem deutschen Markt schon ein sehr gutes Sprachsystem für den Haushalt, der einen Vorgeschmack darauf gibt, wie Sprachsteuerung funktionieren kann. Es hat zwar noch seine Probleme und ist ausbaufähig, aber doch lässt sich sehr gut erahnen, wie gut solche Systeme im Alltag zuhause funktionieren könnten. Jeder, der technisch Affin ist, wird seinen Spaß an dem Gerät haben. Wenn sogar schon SmartHome-Systeme vorhanden sind, kann Alexa noch mehr seine Stärken ausspielen. Man darf gespannt sein, wenn noch im ersten Halbjahr 2017 Google Home kommt. Wenn es sich an Google Now vom Smartphone anlehnt, könnte es hier auch an den Stellen überzeugen, wo sich bei Alexa noch Schwächen zeigen, die Kontextfragen oder ein größerer Pool an Wissen, welches Google aus dem Internet bezieht. Einen kleinen Vorgeschmack auf Google Home gibt es im folgenden Video:

https://www.youtube.com/watch?v=5bYSX2C4aWc

Was haltet ihr von den Sprachsystemen für zuhause? Habt ihr schon eines? Oder könnt ihr euch das gar nicht vorstellen, zu besitzen? Oder habt ihr vielleicht Bedenken, dass dauernd ein kleines Gerät mitlauscht? Schreibt es gerne in die Kommentare.

About Sebastian
Medieninteressierter Kölner mit einem Hang zum allen neueren, technischen Möglichkeiten mit einer großen Vorliebe zum Fortbewegen mit Bus, Straßenbahn und Bahn. Dies ist sein privater Blog, in dem er sich genau im Schwerpunkt  mit diesen großen Themenbereichen beschäftigt.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert