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Gedankenspiel zur Softwareobsoleszenz bei Smartphones

03.11.2016 | Digital, Internet | 0 Kommentare

Ein neues Smartphone. Prima ist es. Spaß macht es. Und entgegen vieler Trends: lange hält es. Schnell sind 2, 3 Jahre rum. Inzwischen kommt das gar nicht mehr so selten vor. Egal ob iPhone oder ein gutes Android-Smartphone: viele Geräte halten eine gute Zeit aus. Aber es gibt auch ein Problem: irgendwann wird das Betriebssystem nicht mehr aktualisiert. So hat man unter Umständen also ein eigentlich funktionierendes Smartphone, welches aber auf der Softwareseite für immer mehr Sicherheitslücken anfällig wird, weil die Software nicht aktualisiert wird.

Alternative Betriebssysteme

Jetzt kann ein Schritt natürlich sein, dass man statt des vom Hersteller vorgesehenen Betriebssystems ein alternatives Betriebssystem nutzt. Das ist vor allem bei Android etwas leichter zu bewerkstelligen. Der Vorteil ist, dass man dann sein Wunschsystem installieren kann und dies im Idealfall besser gepflegt und weiterentwickelt wird, als das Original vom Hersteller. Allerdings kann es auch unter Umständen Fehler und Probleme in der Software geben, die das Original nicht hatte. Wer also vor der Wahl Sicherheit vs. Zuverlässigkeit steht, hat hier unter Umständen ein Problem, die für sich richtige Entscheidung zu treffen.

Vermutliche Gründe

Die Gründe dafür, dass viele Smartphones nach ein bis zwei Jahren keine Softwareupdates mehr bekommen, kann man natürlich nur erahnen, scheinen aber plausibel: jedes Smartphone enthält andere Komponenten. Diese müssen mit bestimmten Treibern versorgt werden. Das bedeutet, dass diese Treiber in den Softwareupdates integriert werden müssen. Je mehr Smartphones man im Angebot hat, je länger diese genutzt werden, desto größer ist dieser Aufwand und damit auch die Kosten. Für ein Telefon, das ja schon verkauft ist. Für mich fühlt es sich manchmal so an, als ob ein Smartphone, sobald es nicht mehr verkauft wird, keine Updates mehr bekommt. In Wirklichkeit vergeht hier natürlich etwas Zeit.

Wenn sich also Softwareupdates nicht mehr lohnen, werden diese eingestellt. Die Hardware kann heute aber unter Umständen deutlich länger halten. Ein Problem, dass zwar vielen einleuchtet, aber irgendwie immer noch nicht gelöst ist.

Lösungsansätze

Der „Updates gegen Geld“-Ansatz

Aktuell ist der Preis für Updates im Kaufpreis mit inbegriffen. Grundsätzlich ist das in Ordnung und ich finde, einen gewissen Zeitraum sollte das auch der Fall bleiben, aber bei gut funktionierenden Geräten mit einem hohen Absatz, finde ich, dass auch nichts dagegen spricht, dass man ab dem dritten Jahr jährlich 10 € für Systemupdates verlangt. Das kann man dann sicherlich auch gut als Abo für Android zum Beispiel im Playstore anbieten. Dann muss man sich auch kein zusätzliches Konto machen und kann sein Bedürfnis nach einem aktuellen und sicheren System so auch auswertbar bekunden. Das ist in meiner Vorstellung auch wichtig für den Hersteller, damit dieser einschätzen kann, wie lange man den Dienst noch anbieten kann.

Der „ideele“-Ansatz

Grundsätzlich kann man die Nutzung von Geräten eines Herstellers natürlich auch so sehen, dass diese dafür Sorge tragen müssen, eine Mindestzeit von zum Beispiel 4 Jahren die Geräte mit aktueller Software zu versorgen. Zum einen aus Imagegründen, damit deren Geräte durch veraltete Software nicht negativ ins Gespräch kommen, aber auch aus einem viel wichtigergen Grund.

Gerade nach den Angriffen auf das Netz durch IoT-Geräte zeigt sich, wie wichtig es ist, das möglichst viele Geräte gegen Angriffslücken geschützt sind, damit sie die Infrastruktur des Netzes nicht insgesamt schädigen. Demnach wären gerade große Hersteller verpflichtet, ihre Geräte so lange wie möglich mindestens mit Sicherheitsupdates zu versorgen, um keine Gefahr für das Internet darzustellen.

Der „EU-Regelungs“-Ansatz

Was hat die EU nicht schon alles erfolgreich geregelt: Gurkenkrümmungen, Abgasnormen und auch einheitliche Netzteile für mobile, technische Geräte. Auch an dieser Stelle könnte die EU eine Regelung verabschieden, dass solche Geräte im mittleren, technischen Gebrauchsschnitt mit Sicherheitsupdates versorgt werden müssen. Dann würde es immerhin eine eindeutige Regel für alle für solche Geräte geben. Das es aktueller Sicht schwer wäre, so etwas zu realisieren ist klar, aber ich bin mir sicher, dass bei einem entsprechenden Vorlauf und einer EU-weiten Regelung die Hersteller und Entwickler eine Lösung für das Problem finden würden.

Einzig der bittere Geschmack einer staatlichen Regelung macht es für mich zu der unschönsten aller Varianten. Denn eigentlich sollte man meinen, dass alle Hersteller ein eigenes Interesse an einer Lösung haben. Leider zeigen sie es heute (Oktober 2016), nicht so eindeutig.

Ein Ende der absichtlichen und nachträglich steuerbaren Softwareobsoleszenz ist also nicht in Sicht. Meine Hoffnung ist, dass die Anzahl der im Markt befindlichen Geräte aber nach und nach die Hersteller davon überzeugt, diesen Zustand zu ändern. Und zwar am liebsten, bevor die Politik sich wirklich dazu berufen fühlt / fühlen muss, hier eine Regelung zu finden.

About Sebastian
Medieninteressierter Kölner mit einem Hang zum allen neueren, technischen Möglichkeiten mit einer großen Vorliebe zum Fortbewegen mit Bus, Straßenbahn und Bahn. Dies ist sein privater Blog, in dem er sich genau im Schwerpunkt  mit diesen großen Themenbereichen beschäftigt.

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